Die
Ravensberger Blätter sind das Organ
des Historischen Vereins und enthalten kürzere,
leserorientierte Aufsätze. Sie dienen aber
auch der historischen Forschung. Verständlich
geschrieben und gut recherchiert erreichen sie
gleichermaßen den interessierten Leser wie
den Experten. Das Heft stellt auf der einen Seite
neue Forschungsergebnisse zur Geschichte und Baugeschichte
zusammen. Auf der anderen Seite legt es gleichzeitig
realisierbare Konzepte für eine künftige
Nutzung der Burg und Festung vor, die den Leser
dazu einladen, sich selbst auch einmal Gedanken
um die Zukunft der Sparrenburg zu machen. Den
Mythen und Legenden um die Burg ("unterirdischer
Gang") ist ein eigener Artikel gewidmet.
Die
Berichte wurden für die Internetausgabe gekürzt
- die ausführliche Gesamtausgabe können
Sie >>
hier << erwerben.
Inhaltsverzeichnis:
- Andreas
Kamm: Baugeschichte Archäologie und Bauforschung
- Gerd
Bobermin Die Geschichte der Sparrenburg: Überlieferungen
im Spannungsfeld von "Dichtung und Wahrheit"
- Joachim
Wibbing und Bernd J. Wagner: Die "Kreis-Gefangenenanstalt
auf dem Sparenberge bei Bielefeld"
- Dr.
Harald Wixforth: Die Sparrenburg - ein identitätsbildendes
Wahrzeichen für die Stadt Bielefeld?
- Enno
Linkmeyer - Konzept für eine zukünftige
Nutzung der Burg und Festung
- Michael
Veldkamp: Pädagogische und Didaktische
Vorüberlegungen
Andreas
Kamm: Baugeschichte Archäologie und Bauforschung
Andreas Kamm, geboren 1975 in Bielefeld; 1997-1999
Ausbildung zum Industriekaufmann, seit 2000 Studium
der Geschichtswissenschaft und Germanistik in
Bielefeld. Seit 2004 Mitglied des Historischen
Vereins.
Seit
über 150 Jahren geben Chronologie, Bauverlauf
und Namensgebung des Bielefelder Wahrzeichens
Architekten und Historikern Rätsel auf und
sind immer wieder von verschiedenen Standpunkten
aus diskutiert worden. Es wurde in den letzten
Jahren wiederholt deutlich gemacht, dass erst
archäologische Untersuchungen genauen Aufschluss
über die komplizierte Baugeschichte der Burg-
und Festungsanlage geben können. Seit nunmehr
genau einem Jahrhundert sind jedoch auf der Burg
keine Ausgrabungen mehr durchgeführt worden.
Die 1906 durch den Stadtarchitekten Herzbruch
vorgenommenen Untersuchungen wurden schon damals
als nicht ausreichend eingestuft; in seinem Grabungsbericht
weist er wiederholt auf diesen Umstand hin. Stadtoberbaurat
Schultz bekräftigt diese Einschätzung
sechs Jahre später und macht darauf aufmerksam,
dass erst eine vollständige Freilegung der
Fundamente die in vielen Punkten unklare Baugeschichte
zu erhellen vermag.
Es
ist erstaunlich, dass gerade die Sparrenburg,
die als einzigartiger Festungsbau in Westfalen
gelten darf und zu den größten und
bedeutendsten Anlagen dieser Art in Norddeutschland
zählt, bislang nicht archäologisch erforscht
wurde, im Gegensatz zu den meisten anderen Burgen
und Schlössern in Westfalen und im südlichen
Niedersachsen, wo bereits in den letzten zwei
Jahrzehnten und davor umfangreiche Ausgrabungen
und bauhistorische Untersuchungen vorgenommen
und umfassend dokumentiert wurden. Angesichts
des zunehmend mit Schadstoffen belasteten Regenwassers
besteht schon allein aus konservatorischen Gründen
die Forderung nach einer so bald als möglich
durchzuführenden Grabung, um etwaige Fundstücke
noch sichern zu können, da ausreichender
Schutz durch das umgebende Erdreich nicht mehr
gewährleistet ist. Zum anderen ist eine Untersuchung
der Burg- und Festungsanlage durch Archäologen
und Bauforscher auch im Hinblick auf ein verändertes
Nutzungskonzept von tragender Bedeutung.
In
der aktuellen Ausgabe der Ravensberger Blätter
wurde versucht, ausgehend vom heutigen Baubestand,
die bisher bekannten Fakten zu präzisieren,
erhaltene Mauerfragmente und ausgewählte
architektonische Details genauer zu betrachten
sowie deren Funktion und Alter kritisch zu hinterfragen.
Hierzu wurden auch strittige Standpunkte aufgegriffen
und zur Diskussion gestellt. Besondere Aufmerksamkeit
erhielt dabei die Wassergewinnung und -verteilung
im Schusterrondell. Nach gezielten Recherchen
in Stadt- und Staatsarchiven können zur Baugeschichte
der Burg und Festung einige hochinteressante neue
Ergebnisse vorgelegt werden: Dies ist vor allem
dem kürzlich aufgefundenen Grundriss von
1741 und einer genauen Beschreibung zu einem anderen
Plan aus dem Jahre 1820 zu verdanken. Aufschlussreich,
auch für zukünftige Entwässerungs-
und Baumaßnahmen auf der sind aber auch
Details, die der eingangs angesprochene Grabungsbericht
von Herzbruch enthält. Er vermaß und
zeichnete 1906 die gesamte Anlage, auch die Wehrgänge
und das Innere der Kasematten. Die höchst
genauen Grund- und Aufrisse (8 Blätter) sind
bis heute erhalten und liegen im Stadtarchiv Bielefeld
vor.
Doch
auch gegenwärtig gibt es dringende Aufgaben,
die neben der Wiederherstellung des beschädigten
Mauermantels vor allem die nachhaltige Pflege
des Baubestandes betreffen. Von den wenigen Resten
der historischen Bausubstanz zwischen 1200 und
1800 müsste dringend der Bewuchs durch Buschwerk
entfernt werden, dessen Wurzeln in die Fugen des
Bruchsteinmauerwerks eindringen und den Steinverband
sprengen. Die ungeschützt der Witterung ausgesetzten
Mauern verfallen zusehends und bedürfen dringend
geeigneter Maßnahmen der Sicherung, etwa
der Integration in ein neues schützenden
Bauwerk, was auch schon andernorts überzeugend
gelungen ist (Kaiserpfalz Paderborn). Das wenige
Erhaltene darf Mahnung für die Verantwortlichen
sein, die noch vorhandene alte Bausubstanz zu
schützen und zu pflegen, damit die Sparrenburg
künftigen Generationen als Ort mit einer
800-jährigen Vergangenheit sichtbar erhalten
bleibt.
Gerd
Bobermin Die Geschichte der Sparrenburg: Überlieferungen
im Spannungsfeld von "Dichtung und Wahrheit"
Sich
mit der Geschichte der Sparrenburg zu befassen,
gleicht einer Tauchfahrt in ein unbekanntes Gewässer:
Je weiter man sich von der Oberfläche der
Gegenwart entfernt und in die Tiefen der Vergangenheit
hinabgleitet, desto weniger hat man es mit einer
- ohnehin begrenzten - Zahl von durch Fakten gesicherten
Darstellungen zu tun. Irgendwann findet man sich
in das Reich der Mythen und Legenden versetzt.
Auf Spurensuche in Sachen Burg und Festung Sparrenberg
stößt man im Bielefelder Stadtarchiv
vor allem auf ältere Literatur und Dokumente
aus vergangenen Zeiten. In der aktuellen Ausgabe
der Ravensberger Blätter wird auf die folgenden
Aspekte näher eingegangen:
-
Die Sage von der Erbauung der Sparrenburg
- Der
Besuch Kaiser Karls IV.
- Wirtschaftlicher
Aufstieg unter Herzog Wilhelm IV.
- Wiedertäufer
Jan Bockelson van Leiden auf der Sparrenburg
- Feindliche
Bedrohungen im 17. Jahrhundert
- Niedergang
der Festung im 18. Jahrhundert
- Politische
Treffen auf dem Scherpentiner
- Der
Gang von der Burg zur Stadt - Ein Mythos bewegt
Generationen
Von
einem interessanten, über 500 Jahre alten
Dokument sei im Folgenden stellvertretend die
Rede. In dem Jahr, als Kolumbus Amerika entdeckte,
ließ der oberste Beamte der Verwaltung,
der Droste Lambert von Bewessen das Burgpersonal
aufzählen:
Lambert bat 1492 Herzog Wilhelm IV. von Jülich-Berg
(1475-1511), zugleich Graf von Ravensberg, nicht
ohne eingehende Prüfung die Anzahl der Bediensteten
auf der Burg zu reduzieren und den Personalabbau
möglichst bald abzuschließen.
Ganz
oben auf der Liste standen Turmwächter und
ein Jäger. Diese, so Lambert, wären
schon alt und könnten pensioniert werden.
Ebenso zu verschmerzen wäre die Entlassung
von zwei weiteren Jägern und einem Hilfsverwalter
sowie anderen Hilfskräften des Wirtschaftshofes.
Dieser zur Sparrenburg gehörige Wirtschaftshof
lag etwa in der Nähe des heutigen Krankenhauses
Gilead 1 und versorgte die Burg in Friedenszeiten
mit Lebensmitteln. Die übrige Burgbesatzung,
berichtete Lambert von Bewessen weiter, bestünde
aus dem Goldener (eine alte Berufsbezeichnung
für Vergolder bzw. Blattvergolder) und der
Wachmannschaft. Hierzu gehörten zwei Pförtner
(nachts wurde die Besatzung durch den Pörtner
des Stadttores verstärkt), zwei Wächter
sowie ein Turmknecht. Die Wachmannschaft konnte
bei Bedarf durch den Schließer oder den
Fischer verstärkt werden. Ferner waren auf
der Burg zwei Boten, ein Bäcker, ein Brauer,
ein Jäger, ein Fischer, ein Koch, ein Küchenjunge,
ein Geistlicher und Arbeiter vom Wirtschaftshof
tätig. Die Burgbesatzung in jenen Tagen entpuppt
sich zumindest in Friedenszeiten nicht gerade
als militärisch schlagkräftige Truppe.
Im Fall kriegerischer Auseinandersetzungen und
für den Schutz des Landes gab es ein Schutzbündnis
von adligen Familien, die bei Bedarf die Verteidiger
unterstützten.
Joachim
Wibbing und Bernd J. Wagner: Die "Kreis-Gefangenenanstalt
auf dem Sparenberge bei Bielefeld"
Die
Sparrenburg wurde ursprünglich als militärische
Befestigungsanlage gebaut und genutzt. Nach dem
Tod des Großen Kurfürsten im Jahre
1688 verlor die Festung als Wehrburg aber schnell
an Bedeutung. Sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich
III., soll die Sparrenburg als ungeeignet bewertet
haben. Er ließ auch die Anlage von der noch
vorhandenen Artillerie räumen. In der nachfolgenden
Zeit diente sie als Steinbruch - so beim bau der
Kaserne 1775 - und über lange Zeit als Gefängnis.
Zwar
waren auch zuvor immer einmal wieder in den Kasematten
und Gewölben Gefangene inhaftiert worden,
mögen es unbotmäßige Soldaten
gewesen sein oder illustre Gefangene, wie 1535
der Münsteraner Wiedertäuferkönig
Johann von Leiden, der auf der Sparrenburg vor
der Bevölkerung wegen seiner Vergehen öffentlich
ausgestellt wurde. Um ein regelrechtes Gefängnis
handelte es sich dabei aber nicht. Die Stadt Bielefeld
inhaftierte ihre Gefangenen im Brücktor,
einem Teil der Stadtbefestigung. Dieser Zustand
änderte sich nach 1738, als die städtischen
Gefangenen auf der Burg untergebracht wurden.
Baufällige Gebäude wurden abgebrochen,
sanierungsfähige wieder instand gesetzt und
neue Gebäude errichtet, die allerdings in
den folgenden Jahrzehnten "nur äußerst
notdürftig unterhalten" wurden, wie
ein Zeitgenosse im 19. Jahrhundert bemerkte.
Einblicke
in den Alltag der Gefängnisinsassen auf dem
Sparrenberg ermöglicht die "Instruction
für den Wachtmeister Sewening und Schließer
Dohm beim Gefängniß auf dem Sparenberge",
die am 17. Oktober 1818 vom Bielefelder Bürgermeister
Delius erlassen worden war und Anordnungen über
die Aufnahme, Verpflegung, Unterkunft und Reinigung
traf. Zur Begleichung der Kosten mussten die Gefangenen,
deren Mehrzahl im 19. Jahrhundert aus Bielefeld
sowie den Kreisen Herford und Minden kam, weben
und spinnen, die jugendlichen Gefangenen bekamen
z.B. Unterricht im Schreiben und Rechnen.
Das
Ende des Gefängnisses kam mit dem großen
Brand 1877, über den am 1. Juni des Jahres
in der Abendausgabe des Bielefelder Tageblattes
zu lesen war: "Mächtige Rauchwolken
untermischt mit lodernden Flammen steigen soeben
vom Sparrenberge empor", eine Zeitzeugin
erinnerte sich später an den "schönsten
Brand ihrer Jugend" und hielt ihre Erlebnisse
in einer lebendigen Schilderung fest.
Mit
der Neuorganisation des Gerichtswesens entstand
bereits seit 1875 ein neuer Gefängnisbau
an der Gerichtsstraße. Damit endete die
fast 140-jährige Geschichte des Gefängnisses
auf der Sparrenburg.
Dr.
Harald Wixforth: Die Sparrenburg - ein identitätsbildendes
Wahrzeichen für die Stadt Bielefeld?
In
Bielefeld ist ein merkwürdiges Phänomen
zu beobachten: In den letzten beiden Jahren ist
die Sparrenburg so häufig wie selten zuvor
Gegenstand von intensiven öffentlichen Diskussionen
geworden, sowohl über die Kosten für
ihren Erhalt und ihre Sanierung als auch über
ihre zukünftige Nutzung. Es ist durchaus
verblüffend, dass dies zu einem Zeitpunkt
geschieht, an dem die Substanz der Burg ernsthaft
bedroht und eine schnelle und durchgreifende Sanierung
nicht absehbar ist. Die Bielefelder und Bielefelderinnen
haben ihre Burg in einer Zeit wieder entdeckt,
in der täglich die Gefahr wächst, dass
große Teile davon nicht mehr zugänglich
sind. Die lokale Presse macht sich dankenswerter
Weise zum Sprachrohr für eine rasche Sanierung,
ruft zu Spenden dafür auf, während sich
Bürger in Initiativen zusammen finden, um
konkret die Möglichkeiten für den Erhalt
und die Nutzung der Sparrenburg zu diskutieren.
Sehen
die Bürger Bielefelds in der Sparrenburg
endlich ein zentrales identitätsbildendes
Wahrzeichen, oder ist ihr Interesse nur auf eine
zunehmende Fantasy-Begeisterung oder einen wachsenden
Harry-Potter-Kult zurückzuführen? Geht
es den Einwohnern Bielefelds tatsächlich
um die intensive Beschäftigung mit der Gesichte
ihrer Stadt und ihrer Burg, oder steht die Funktion
dieses Bauwerks als mögliche "event-location"
im Vordergrund? Wollen sie die Sparrenburg nur
als wohlfeiles Ausflugsziel und als Fluchtpunkt
für pseudo-mittelalterliche Phantasien erhalten
wissen, oder identifiziert sich der Bielefelder
mit seiner Burg als Wahrzeichen seiner Stadt intensiver
als jemals zuvor, da er sich in einer globalisierten
Welt nach seinen eigenen historischen Wurzeln
und damit nach seiner eigenen Identität sucht?
Auffällig
ist, dass die Sparrenburg bei den städtisch
verordneten Anstrengungen zur Identitätsbildung
der letzten Jahrzehnte keine Rolle spielte. War
die Burg für die Marketing-Experten nicht
modern genug, um das Image einer zukunftsorientierten
Stadt zu prägen? Oder war ihre Geschichte
und ihre Bedeutung bei den städtischen Funktionsträgern
derart in Vergessenheit geraten, dass diese keinen
Anlass sahen, Identitätsbildung im "Zeichen
der Burg" zu betreiben? Anhand einiger Beispiele
wurde in der aktuellen Ausgabe der Ravensberger
Blätter versucht, das Verhältnis zwischen
der Stadt Bielefeld, seinen Einwohnern und der
Sparrenburg seit dem 19. Jahrhundert zu bestimmen.
Bielefeld hat kaum identitätsbildende Gebäude
oder Denkmäler. Aufgrund dieses Mangels wirkt
die Stadt etwas geschichts- und gesichtslos. Unverständlich
ist hingegen, dass viele Denkmäler im öffentlichen
Raum, die identitätsbildend wirken könnten,
von der Stadt entsorgt worden sind.
Gerade die heutige Zeit verlangt Identitätsbildung.
Einwohner einer Stadt suchen daher nach Bauwerken,
Denkmälern oder anderen Symbole, die diese
Funktion ausfüllen können. Die Sparrenburg
ist dazu für Bielefeld prädestiniert.
Zukünftige Nutzungskonzepte müssen verschiedene
Aspekte berücksichtigen: die historische
Authentizität, die Sehnsucht vieler Menschen
nach Bauten, Sitten und Gebrächen längst
vergangener Epochen, touristische Marketingaspekte,
moderne Museumspädagogik und zukunftsorientiertes
Event-Management. In der Summe dieser Aspekte
kann die Sparrenburg noch mehr an Strahlkraft
entwickeln, so dass ihre Funktion als wichtiges
identitätsbildendes Wahrzeichen der Stadt
Bielefeld nicht nur erhalten bleibt, sondern sich
noch beträchtlich steigern lässt.
Enno
Linkmeyer - Konzept für eine zukünftige
Nutzung der Burg und Festung
Um
Besuchern die Geschichte der Burg und Festung
spannend und ansprechend zu vermitteln, könnten
Medianten zum Einsatz kommen, also Darsteller
und Erzähler in Kostümen aus ihrer jeweiligen
Epoche. Ein solches Modell kann ganz unterschiedlich
aussehen. Mit dem englischen Fachbegriff wird
diese Form der Geschichtsvermittlung "Living
History" genannt ("Lebendiges Geschichtsforum").
Wie so ein Modell in Bielefeld aussehen könnte,
ist in der neuen Ausgabe der Ravensberger Blätter
zu lesen. Als Beispiel seien hier Projekte genannt,
die etwa im Rahmen der "Living History"
durch Medianten vor- und durchgeführt oder
in Form von Ausstellungen gezeigt werden können:
- Archäologie
"zum Anfassen" anhand einer Demonstrationsgrabung
(präparierte Grabungsfläche, die Schicht
für Schicht von interessierten Besuchern
abgetragen wird)
- Kenntlichmachung
des mittelalterlichen Ringmauerverlaufs
- Mittelalterliche/frühneuzeitliche
Bauhütte und historisches Handwerk
z.B. bei der Rekonstruktion des Festungstorhauses
und der ehemaligen Zugbrücke
- Aus
welchen Teilen bestand eine Ritterrüstung?
Wie wurde sie angelegt?
- Gastronomie
des Mittelalters und der Renaissance
- Reformation
und Gegenreformation: Eine Frage des Glaubens
oder der Macht?
- Der
Dreißigjährige Krieg: Ein Konflikt,
viele Kriege?
- Der
Westfälische Frieden 1648, eine diplomatische
Meisterleistung
- Chronik
eines Landsknechtslebens
- Musketenschießen
- Demonstration in Landsknechtkleidung
- Musik
der Renaissance, des Adels/des Bürgertums
und der Landsknechte/des Volkes im Vergleich
als Ausdrucksform der Zeit
- Die
Hexenverfolgung - Denunziation im Namen des
Glaubens
- Preußische
Verwaltung in Ravensberg
- Das
Gefängnis auf der Burg und Festung Sparrenberg
- Der
Wiedertäuferkönig Johann von Leiden
auf der Sparrenburg
Durch
ein solches Konzept kann mit der Burg und Festung
Sparrenberg, die über erhebliche Alleinstellungsmerkmale
verfügt, überregionale Imageförderung
für die Stadt Bielefeld betrieben werden.
Gleichzeitig hilft eine sinnvolle denkmalgerechte
Nutzung, die Bausubstanz für die Zukunft
zu sichern.
Michael
Veldkamp: Pädagogische und Didaktische Vorüberlegungen
Das
derzeitige Erscheinungsbild der Burg und Festung
Sparrenberg steht in deutlichem Gegensatz zu ihrer
Bedeutung für die Stadt Bielefeld und das
Ravensberger Land: Was ließe sich aus dieser
großartigen Anlage machen, würde man
sich von dem üblichen "Nur-zeigen-wollen"
lösen und ein "Begreifen-lernen"
erreichen? Ein Begreifen, das nicht nur den Bereich
des Denkens im Sinne von Verstehen erfasst, sondern
auch Tasten und Fühlen einschließt.
Ein Begreifen, das offen ist für Zusammenhänge
zwischen Stadt, Burg und Festung.
Ausgehend von diesen Überlegungen könnte
eine vandalismussichere Informationsanlage mit
Großdisplays und Navigationstasten im Burghof
aufgestellt werden und den Ausgangspunkt eigener
Erkundungen bilden.
Auf diese Weise ließe sich interaktiv die
Entstehung der Burg und ihrer Wandlung zur Festung,
ähnlich dem Modell im Historischen Museum,
zeigen und nachvollziehbar machen. Gleiches gilt
etwa für die Wirkung der Waffen und die Entwicklung
der Waffentechnik vom Mittelalter bis zur frühen
Neuzeit. Früher oder später kommen den
meisten Burgbesuchern die folgenden Fragen:
- Woher
kommt eigentlich unser Wissen über die
Burg und Festung?
- Was
ist überhaupt gesichert, was leiten wir
ab und was vermuten wir nur?
- Welche
Quellen stehen zur Verfügung
- Warum
helfen nur Grabungen weiter, wenn Schriftliches
fehlt?
- Und
was heißt eigentlich "graben"?
Diesen
Fragen könnte in den Räumen eines neu
zu errichtenden Pavillons nachgegangen werden.
Ein entsprechend filigraner, mittelfristig denkbarer
Bau könnte auf dem Gelände der Hauptburg
seinen Platz finden und sollte einen baulichen
Zusammenhang zwischen den dem Verfall ausgesetzten
Mauerresten anstreben, um diese zugleich zu schützen.
Die Anlage bebilderter Tafeln mit Informationen
und Erklärungen zu Ruinenresten und Besonderheiten
(Brunnenbau, Scherpentiner Windmühlenrondell)
könnten kurzfristig entstehen und dem Besucher
Hinweise geben. Aus diesem Grundkonzept ließen
sich zeitlich oder thematisch orientierte Rundgänge
herausarbeiten, z.B. für verschiedenen Altersgruppen,
Schwerpunkt-Führungen über die Verteidigungstechnik
oder die Versorgung der Burg und Festung.
Bielefeld,
21.11.2006
Andreas
Kamm und dipl.-ing. arch. Maik Majewski
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